LTL:S-Labor

Forschung

Evidence for practice
LTL:S-Labor
Foto: Dennis Hauk

Forschungsprofil: „Evidence for practice“

Der Lehrstuhl für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigt sich mit schulpädagogischen und bildungswissenschaftlichen Fragestellungen und verbindet Erkenntnisse der Unterrichtsforschung mit der Forschung zum Handeln von Lehrpersonen im Unterricht sowie in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Unsere Forschung ist sowohl grundlagenorientiert als auch anwendungsbezogen. Sie lässt sich mit dem Motto „evidence for practice“ zusammenfassen.

Die Erkenntnisse unserer empirischen sozialwissenschaftlichen Forschung fließen oftmals in Ausbildungsprogramme und innovative Gestaltungsansätze für die Fort- und Weiterbildung ein. Das Ziel ist dabei, Ansätze für die evidenzbasierte Bildungspraxis in Unterricht, Schule und Hochschule zu liefern.

Das interdisziplinäre Team des Lehrstuhls bringt umfangreiche Erfahrungen aus den Feldern des Lehramts, der Erziehungswissenschaft, Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie Psychologie in die Forschung ein. Wir kooperieren national und international mit zahlreichen Forschungsinstitutionen und publizieren in angesehenen Fachzeitschriften und Handbüchern.

Forschungsschwerpunkte

Die Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung liegen in der Unterrichtsforschung und der Lehrerbildungsforschung.

In der Unterrichtsforschung führen wir unter anderem Videostudien und Befragungen zu Lehr-Lern-Prozessen im Unterricht durch. Wir untersuchen dabei Wirkungen auf der Seite der Schüler:innen sowie Lehrpersonen. In der Lehrerbildungsforschung beschäftigen wir uns mit Fragen der Gestaltung praxisbezogener Lerngelegenheiten in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Hierbei untersuchen wir u.a. Effekte der Gestaltung und Begleitung von Praktika auf Lehr-Lern-Prozesse von Studierenden. Zudem stehen Fragen nach der Qualität von Fortbildungen und Gelingensbedingungen des Transfers im Fokus unserer Studien. Beide Schwerpunkte fließen insbesondere im „Learning to Teach Lab: Science“ (LTL:S) zusammen.

Zur Umsetzung unserer Forschungsziele verwenden wir medienbasierte digitale Tools (Videos, Lernplattformen, virtual reality), die auch Eingang in innovative Lehr-Lernformate in unserer Hochschullehre finden. Wir sind interessiert am Austausch mit den Fachwissenschaften und Fachdidaktiken, um einen relevanten Beitrag zur Kohärenz der verschiedenen Professionalisierungsansätze zu leisten.

Laufende Forschungsprojekte

  • Guter Unterricht = Gute Schule? Eine Dokumentenanalyse zur „Unterrichtsqualität“ erfolgreicher Schulen am Beispiel des Deutschen Schulpreises 2020 und 2022 (DokU-2022)

    Projektzeitraum: 2022 - 2024

    Das Forschungsprojekt zielt auf die Frage ab, inwieweit Unterrichtsqualität in den Bewerbungen für den Deutschen SchulpreisExterner Link thematisiert wird. Exemplarisch wird dies für die beiden Jahrgänge 2020 und 2022 untersucht. Die Dokumentenanalyse soll zudem Aufschluss darüber geben, wie der Qualitätsbereich "Unterrichtsqualität" von den innovativen Schulen kontextualisiert wird.   

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  • Dialogic Teaching in Fort- und Weiterbildung (T-SEDA)

    Zeitraum: seit 2019

    Das Projekt Dialogic Teaching wird in enger Kooperation mit dem Teacher-SEDA Team der Universität Cambridge durchgeführt. Während T-SEDA auf die Entwicklung von Ressourcen für professionelles Lernen über dialogischen Unterricht abzielt, untersucht unser Projekt die Wahrnehmung dialogischer Unterrichtskommunikation aus der Perspektive von Lehrperson, Schüler:innen und externen Beobachter:innen. Hierfür wurde der Dialogic Teaching Questionnaire (DTQ) entwickelt und empirisch erprobt. 

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  • Partizipative Unterrichtskulturen in digitalen Lerngemeinschaften wahrnehmen und fördern (PUdL)

    Projektzeitraum: 2023 - 2026

    Projektverbund: Schulentwicklung: Digital - Demokratisch (SchuDiDe)

    Das Teilprojekt „PUdLPartizipative Unterrichtskulturen in digitalen Lerngemeinschaften wahrnehmen und fördern“ zielt darauf ab, digital gestützte Lernbausteine für eine partizipative Unterrichtskultur zu entwickeln und zu erproben. In diesem Rahmen soll ein Onlineportal entstehen bzw. verwendet werden, in dem wissenschaftlich geprüfte Unterrichtsbausteine zum Einsatz kommen. Genutzt werden unter anderem Videos, Podcasts, Apps und Selbstlernwerkzeuge, die sich den Themen „Lernförderliche Unterrichtskommunikation“, „Eigenverantwortliches Lernen“ und „Feedbackkultur“ im Unterricht widmen.  Die digitalen Lernbausteine werden in einem iterativen Prozess und in Kooperation mit Vertreter:innen der Schulpraxis und verschiedenen Landesinstituten erprobt und im Rahmen eines Design-Based-Research-Ansatzes wissenschaftlich evaluiert. Die Implementation der partizipativen Unterrichtszugänge soll an ausgewählten Partnerschulen wissenschaftlich begleitet werden.

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  • "Prozesse und Interaktionen im Unterricht sichtbar machen“, Videoportal Lehrerbildung (PRIUS)

    Zeitraum: 2022-2024

    In Kooperation mit der Universität Kassel (Prof. Dr. Frank Lipowsky)Externer Link werden an Grund- und Sekundarschulen in ganz Deutschland Videographien von Unterrichtsstunden verschiedener Unterrichtsfächer erstellt. Das Ziel des Projekts ist es, anhand ausgewählter Sequenzen guter Praxisbeispiele die Unterrichtsqualität im Rahmen der Lehrkräfteaus- und -fortbildung zu thematisieren und mit Zusatzmaterialien (wissenschaftlichen Quellen, Unterrichtsmaterialien) in digitaler Form auf Lehr-Lernplattformen der Lehrkräftebildung zugänglich zu machen.

Eine Übersicht der abgeschlossenen Forschungsprojekte des Lehrstuhls finden Sie auf dieser Seite.

Aktuelle Themenfelder im Learning to Teach Lab: Science (LTL:S)

Herr Prof. Dr. Gröschner bei der Eröffnung des Learning to Teach Lab: Science am 01.06.22

Foto: Dennis Hauk

Im Learning to Teach Lab:Science (LTL:S) entwickeln wir simulationsbasierte Trainings und führen Interventionsstudien zum Thema Unterrichtskommunikation und Unterrichtsqualität durch. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht zu den aktuellen Themenfeldern, zu denen derzeit Studien im Rahmen des LTL:S durchgeführt werden. 

  • Dialogische Unterrichtsgesprächsführung multiperspektivisch erfassen: Einstellungen von Studierenden im Praxissemester

    Im Rahmen der Praxissemesterforschung liegt ein besonderes Forschungsinteresse auf den Einstellungen von Studierenden in Bezug auf die dialogische Unterrichtsgesprächsführung. Untersucht wurde unter anderem, inwiefern sich die Einstellungen im Verlauf des Praxissemesters verändern und inwiefern diese durch die persönlichen Einstellungen zur emotionalen Unterstützung der Schüler/innen sowie den Einstellungen zum Lehren und Lernen vorhergesagt werden. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens entstand eine Kooperation mit Prof. Dr. Bernadette Gold (TU Dortmund)Externer Link. Durch diese Zusammenarbeit war es möglich, sowohl die Perspektiven von angehenden Primar- als auch Sekundarlehrpersonen zu erfassen. Zur Erfassung dialogischer Unterrichtsgesprächsführung wurde der Dialogic Teaching Questionnaire (DTQ) eingesetzt und im Hinblick auf die Studierendenperspektive validiert. 

    Aktuelle Publikation:

    Hickethier, F., Gröschner, A., Calcagni, E. et al. Dialogische Unterrichtsgespräche führen: Einstellungen von angehenden Grundschullehrpersonen im Langzeitpraktikum. ZfG 16, 339–356 (2023). https://doi.org/10.1007/s42278-023-00177-yExterner Link

  • Lehrsimulationen im Begleitseminar zum Praxissemester

    Das Begleitseminar der Schulpädagogik zielt darauf, Praxissemesterstudierende Gelegenheiten Theorie und Praxis zu verknüpfen anzubieten, die professionelle Kompetenzentwicklung zu unterstützen. Dem „Core Practices“-Ansatz zufolge sind (videogestützte) Beobachtung fremden Unterrichts und die Erprobung eigenen Handelns in reflexionsgestützten Lernumgebungen für die berufsbezogene Professionalisierung relevant. Wir haben diesen Anstoß aufgegriffen und unter bestmöglicher Ausnutzung der technischen Möglichkeiten von LTL:S eine Simulationskomponente in unser Praxissemester eingebaut und eine Begleitforschung entwickelt.

    Durch einen ersten theoretischen Beitrag ordneten wir die Durchführung dialogischer Unterrichtsgespräche als „Core Practice“ ein und formulierten unser hochschuldidaktisches Modell aus, das Praxiserfahrungen mit theoretischen Grundlagen, Simulationen und Reflexionen verbindet. Darauf basierend wurde eine zweite, empirische Studie anhand eines quasi-experimentelles Designs durchgeführt, die Lern- und Selbstwirksamkeitswahrnehmungen bezüglich Unterrichtsdialog der Studierenden erforschte und in zwei Gruppen verglich. Eine experimentelle Gruppe (EG, n = 180) nahm an Lehrsimulationen teil, in denen durch role-play ein 15-minütiges Unterrichtsgespräch von einer „Lehrperson“ geleitet wurde. Die anderen Studierenden agierten entweder als Schüler*innen oder Beobachter*innen und die Sequenz wurde aufgenommen und reflektiert. Die Kontrollgruppe (KG, n = 100) nahm an einer Onlinesitzung teil und reflektierte über Unterrichtsdialoge anhand von Unterrichtsvideos und eines Transkripts. Die Ergebnisse zeigten, dass Studierende in der EG signifikant bessere Lernerfahrungen berichteten. Eine dritte Studie wird bereits im Wintersemester 2023/2024 durchgeführt. Diesmal liegt der Fokus hundertprozentig auf den Simulationen: die Bedingungen der Simulation werden systematisch variiert und eine Gruppe (n = 54) befindet sich in einem strukturierten Setting, in dem die Schüler*innen konkrete Hinweise für deren Beteiligung am Unterrichtsgespräch bekommen, wohingegen die andere Gruppe (n = 54) ohne diese konkreten Anweisungen arbeitet. Ziel ist, zu recherchieren, ob die Strukturierung des Settings dazu führt, dass Studierende die Unterrichtsequenz fokussierter wahrnehmen und ob deren Selbstwirksamkeitswahrnehmung steigt.

  • Noticing

    Ein Teil der Herausforderungen der praxisorientierten Ausbildung und die Arbeit mit „Core Practices“ liegt darin, wie man Darstellungen der Praxis produktiv nutzen kann. Während der Einsatz von Unterrichtsvideos zur Illustration relevanter Praxisaspekte weit verbreitet ist, ist ein besseres Verständnis darüber erforderlich, welche Arten von Lernerfahrungen den angehenden Lehrkräften helfen, um bestmöglich durch Videos zu lernen. Vor diesem Hintergrund haben wir unser "Noticing-Projekt" in einem quasi-experimentellen Design durchgeführt, um die Frage zu beantworten, ob die Studierenden bei der Analyse von Videos vom Lernen über die Inhalte profitieren oder ein zusätzliches Training zum Noticing (oder Wahrnehmung) notwendig ist. Wir führten das Quasi-Experiment über zwei Semester mit jeweils zwei Seminargruppen online durch (Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/2022) und haben Daten zur Wahrnehmung von Unterrichtsvideos mit Schwerpunkt auf Unterrichtsdialog und Klassenführung erhoben. Ein Forschungsartikel ist bereits aus dem Projekt hervorgegangen und die inhaltsbasierte Analyse von hunderten Datenpunkten von N = 89 Teilnehmenden wird bereits durchgeführt. Die Ergebnisse und eine resultierende Veröffentlichung sind für 2024 geplant.

    Aktuelle Publikation:

    Gröschner, A., Klaß, S. & Calcagni, E. (2024). Productive Classroom Talk as a Core Practice: Promoting Evidence-Based Practices in Teacher-Student Interaction in Preservice Teacher Education. In P. Grossman & U. Fraefel (Eds.), Core Practices from a Global Perspective. Harvard Education Press.

  • Validierung des Dialogic Teaching Questionnaires (DTQ)

    Bislang liegen keine Instrumente für die Erfassung der Qualität dialogischer Unterrichtskommunikation vor. Ein solches Instrument bildet eine wichtige Grundlage für Studien und die Evaluation von Trainingsbausteinen im Kontext des LTL:S. Vor diesem Hintergrund wurde gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen der University of Cambridge ein Fragebogen entwickelt. Der Dialogic Teaching Questionnaire (DTQ) soll Schüler*innenrückmeldungen zu dialogischer Unterrichtskommunikation erfassen. In einer Validierungsstudie wurden N = 2.776 Schüler*innen mithilfe dieses Fragebogens schriftlich befragt. Faktorenanalysen ergaben eine theoriekonforme Lösung mit drei Dimensionen: Rahmung für dialogische Gesprächsanlässe, Initiierung von Schüler*innenbeiträgen und Förderung dialogischer Beteiligung. Der DTQ zeigt gute psychometrische Eigenschaften in unterschiedlichen Altersstufen (Klasse 5–12), zwischen den Geschlechtern (männlich/weiblich) und Fächergruppen (Naturwissenschaften vs. Sprachen).

  • Klassenmanagement und Virtual Reality

    Im Rahmen eines Seminars mit Lehramtsstudierenden untersuchen wir die Wirkung einer Virtual Reality (VR) für die Lehrkräftebildung in Bezug auf die Entwicklung von Wissen zum Klassenmanagement. Zudem sollen Erkenntnisse pber den wahrgenommenen Nutzen einer derartigen VR-Umgebung für die Lehrkräftebildung und generell von VR-Technologie für den Unterricht gewonnen werden. 

    Die aktuelle Untersuchung knüpft an das Vorhaben der Pilotstudie aus dem Projekt der Emerging Field Group "STEM Teachers Self-Regulation in a Virtual Reality Environment", bei dem der Lehrstuhl in internationaler Kooperation das Potanzial und die Akzeptanz einer VR-Umgebung untersuchte, die für den mathamtisch-naturwissenschaftlichen Unterricht konzipiert wurde.